Jeder von uns läuft mit einem Wunderwerk herum: unserem Körper. Er stößt uns immer wieder auf wesentliche Fragen, wie z.B.: Warum erkälte ich mich? Wieso muss ich pupsen? Wie werden wir in 1.000 Jahren aussehen? Aber widmen wir uns erst einer Frage, die unsere Existenz berührt. Fangen wir ganz vorne an. Also, dein Papa hat dir erzählt, dass er und deine Mama sich ganz toll lieb haben. Und sie deshalb ein Baby bekommen wollten. In Wirklichkeit war alles viel komplizierter. Wenn dein Vater ein Durchschnittstyp war, dann sind ein paar 100 Mio. seiner Spermien angetreten, um eine Eizelle deiner Mutter zu befruchten. Sie starten ihre Reise mit 20 km/h. Im Vergleich zu ihrer Größe ist das rasant. Aber nicht alle sind Top-Athleten. Manche haben 3 Schwänze. Oder 2 Köpfe. Und jagen ihrem eigenen Schwanz hinterher. Andere haben gar keinen Schwanz. Das ist nicht schlimm, denn Spermien sind nicht auf Langstreckenschwimmen ausgelegt. Muskelkontraktionen schieben sie weiter. Sie passieren den Gebärmutterhals und werden zusammen mit einem zähen Schleim weiterbefördert. Der schützt das Innere der Gebärmutter vor Krankheitserregern. Anders als sie können Spermien aber bis zu 7 Tagen in ihm überleben. Weiter geht es durch die Gebärmutter in Richtung Eileiter. Dort kommen um die 200 Spermien an. Die Eizelle macht es ihnen leicht, denn sie kommt ihnen schon entgegen. 12 bis 24 h lang ist sie befruchtbar. Auf den letzten Zentimetern schalten die Spermien ihren Nachbrenner ein und geben noch mal richtig Gas. Welches Spermium die Eizelle letztendlich befruchtet, ist Zufall. Aber wenn eines drinnen ist, macht sie für die anderen dicht. Und so nimmt das Leben seinen Lauf. Sobald man kann, sieht man sich dann immer wieder im Spiegel an und will wissen: Was ist schön an mir? Was finde ich nicht so gelungen? Von Kopf bis Fuß gibt es viele Möglichkeiten, sich zu vergleichen und sich das zu wünschen, was der andere hat. Haare zu dünn? Brauen zu buschig? Brüste zu natürlich? Bauch zu entspannt? Der menschliche Körper, ein unerschöpflicher Quell an Unzulänglichkeiten. Und an Operationsmöglichkeiten. Zu den beliebtesten ästhetisch-plastischen Behandlungen gehörten im letzten Jahr: Brustvergrößerungen. Lidstraffungen. Botoxspritzen. Fettabsaugungen. Bauchdeckenstraffungen. Und Intimkorrekturen. Was immer das auch sein mag. Auch ohne OPs lässt sich der Körper an Schönheitsideale anpassen. Kleidung und Kosmetik sind die Mittel der Wahl. Es gibt Shaping-Unterwäsche für die Problemstellen am Körper. Und Haarverdichter für die lichten Stellen auf dem Kopf. Aber es wird auch hervorgehoben, damit die anderen sehen, was man so hat. Lippen z.B. werden noch sinnlicher mit Lippenstift. In Deutschland werden jährlich 450.000 t Schönheitsmittel für Gesicht und Haare verkauft. Mit dekorativer Kosmetik nimmt die Industrie Jahr für Jahr viele Milliarden ein. Schönheitsideale sind dabei nicht überall auf der Welt gleich. Bei uns gilt braungebrannte Haut als Zeichen für einen bumsfidelen Körper. Ein Körper, der viel Zeit am Strand verbringen kann, weil sein Besitzer so reich ist, dass er nicht im Büro arbeiten muss. In Asien greifen die Menschen zu Hautcremes mit Bleichmitteln, weil nur ein blasser Teint ein schöner Teint ist. Wer nicht auf dem Feld in der Sonne schuften muss, ist reich und vornehm. Krebs macht interessanterweise beides, egal, ob zu viel Sonne oder zu viel Bleichcreme. Was schön ist und was nicht, ändert sich übrigens im Lauf der Zeit. Heutzutage gilt bei vielen die "Thigh Gap" als Must-have, also bei Frauen eine Lücke zwischen den Oberschenkeln. Genau wie dralle Hintern und volle Brüste bei den Frauen und Waschbrettbauch und volle Brüste bei den Männern. Dieser sportliche Typ ist seit gut 40 Jahren angesagt. Davor gab es eine kurze Renaissance der barocken Körperformen. Was schön war, änderte sich ständig. Im 19. und 18. Jh. übernahmen die Frauen die Rolle des schöneren Geschlechts. Während es bei den Männern als Zeichen von Verweichlichung galt, sich herauszuputzen. Das Schönheitsideal wurde damals geprägt von Religion oder äußeren Umständen wie Nahrungsknappheit. Gab es wenig zu essen, waren Dicke schön. Hatte die Kirche das Sagen, galt Lippenstift als Zeug des Teufels, weil damit die von Gott gegebene Schönheit übermalt wurde. Auch runde, weibliche Formen waren während des Christentums im Mittelalter verpönt, weil damit der Sündenfall Evas assoziiert wurde. Alle Schönheitsideale haben eine Gemeinsamkeit. Sie kommen und gehen und kommen und gehen. Wer auch immer unsere Vorstellungen von Schönheit prägt, ob Kirche oder Werbung, Hungersnöte oder Popkultur: Schön sein ist hauptsächlich eine Frage von Ort und Zeit. Und natürlich von der eigenen Einstellung. Denn am Ende bestimmt jeder für sich selbst, was und wen man schön findet. So findet der eine seine Augen wunderschön. Der andere ist stolz auf seine Nase. Aber manche wundern sich: In Familien wurde schon immer darüber gestritten, wem die Kinder ähnlicher sind. Für deine Eltern war es ein Schock, als du mit dem einfachen Kinn deiner Oma auf die Welt gekommen bist. Und nicht mit ihrem eleganten Doppel-Kinn. Deine DNA war schuld. 1953 entdeckten James Watson und Francis Crick, dass die DNA, auf Englisch Deoxyribo Nucleic Acid, wie eine Doppelspirale aussieht. Sie kommt in fast jeder Zelle vor. Auf ihr liegen ungefähr 23.000 Gene. Ein Set von deiner Mutter, eines von deinem Vater. Deine Gene kommen also immer doppelt vor. Bei manchen Genen ist eine Seite dominant. Im Kinn-Beispiel sticht das dominante Gen für das Doppelkinn das rezessive Gen für das einfache Kinn aus. Aber Moment mal. Wenn deine Eltern beide ein Doppelkinn haben, wie kann deines dann ein einfaches Kinn sein? Bei deinen Eltern liegen die Gene auch doppelt vor. Du erbst aber immer nur eines. Welches, das ist Zufall. Dein Vater hat sein dominantes Doppelkinn von deinem Großvater geerbt. Von deiner Oma kam ein rezessives Gen für ein einfaches Kinn dazu. Das Gleiche ist bei deiner Mama passiert. Bei beiden hat das dominante Gen dafür gesorgt, dass deine Eltern ein Doppelkinn haben. Über Spermium und Eizelle können deine Eltern aber nur eine Variante des Gens weitergeben. So kam es, dass das Spermium und die Eizelle, aus der du entstanden bist, beide das rezessive Gen für das einfache Kinn hatten. Du konntest also gar nicht anders, als das einfache Kinn deiner Großmutter zu bekommen. Deine Genmischung ist einzigartig. Die einzelnen Gene nicht unbedingt. Gene sind die Bauanleitung für alle Lebewesen. Von Bakterien bis zum Menschen. Alle deine Organe enthalten Zellen und die wiederum DNA. Die gibt die Anweisungen, wie alle zusammenarbeiten sollen, um dich am Leben zu erhalten. So läuft das auch bei anderen Tieren, Pflanzen und sonstigen Lebewesen. In Zahlen bedeutet das: Du teilst über 80% deiner Gene mit Ratten. 60% mit Hühnern. Und um die 40% mit Bananen. Bei solchen überraschenden Erkenntnissen übersieht man schnell die offensichtlichsten Rätsel, die unser Körper uns stellt, z.B.: Im Griechenland der Antike dachte man, dass das Auge Lichtstrahlen aussendet, um zu sehen. Diese Erklärung bekam im 11. Jh. eins auf den Deckel vom arabischen Wissenschaftler Alhazen. Er bewies: Lichtstrahlen müssen in unsere Augen fallen. Gegenstände reflektieren Licht. Das wird auf die Netzhaut geworfen. Dort sitzen 125.000 lichtempfindliche Zellen. Die Stäbchen und Zapfen. Mit den rot-, blau- und grünempfindlichen Zapfen sehen wir die Welt in Farbe. Bis zu 10 Mio. Farbtöne können wir so unterscheiden. Auch gut zu wissen: Jedes deiner Augen blickt aus einer etwas anderen Richtung. Die beiden Bilder verschmelzen im Gehirn, und du siehst in 3-D. So kannst du Entfernungen abschätzen. Das menschliche Auge kann sich in Millisekunden von links nach rechts bewegen. Es liefert dir dauernd mehr Informationen als die Summe aller anderen Sinne. Beeindruckend, bis die Sonne untergeht. Vergleiche einen Menschen, eine Katze, ein Schaf, einen Frosch und ein Reh. Nur die menschlichen Augen leuchten nachts nicht. Die anderen haben eine Art Restlichtverstärkung wie bei Nachtsichtgeräten. Sie schaffen das mit einer Schicht lichtreflektierender Zellen, dem Tapetum lucidum. Es kleidet das Auge innen aus. Wenn ein bisschen Licht in das Auge fällt, wird es reflektiert und trifft ein 2. Mal auf die lichtempfindlichen Zellen. Es ist zwar ein Märchen, dass Katzen in völliger Dunkelheit sehen können. Aber wenn nur ein kleines bisschen Licht da ist, sind ihre Augen 6-mal besser als deine. Manchmal kann man seinen Augen aber nicht trauen. Das beweist das folgende Experiment. * Musik * Wir machen ein kleines Experiment. Dazu brauche ich solche sympathischen Nette Leute wie mich? - Ja. Es ist genau so. Kannst du bitte die Hand hier hinlegen, Julia?- Ja. Wunderbar. Und die andere Hand hierhin. - Ja. Jetzt kommt eine 3. Hand ins Spiel. Die legen wir hierhin. Hilfe. - Passiert gar nichts. Ich habe hier 2 Pinsel. Damit werde ich die Hände streicheln. Deine Aufgabe ist es jetzt, nur auf diese Hand zu gucken. * Musik * Wie fühlt sich das an? Als wenn die falsche linke Hand meine richtige linke wäre. Das ist jetzt meine linke Hand. Irre. Es fühlt sich an, als ob die Plastikhand meine echte wäre. Wie ist das Gefühl? - Ein bisschen strange. Seltsam, ja. * Musik * (schreit) Was ist da passiert gerade? Man denkt, das ist die eigene Hand. Unglaublich. Ich wollte zurückziehen. Aber ich hab diese zurückgezogen. Irgendwie hat mein Gehirn da was verknüpft, schätze ich. Das verschmilzt immer weiter zu einer. Huch. (lacht) Das fühlt sich an, als gehörte die Hand zu mir. Dr. Annika Reinersmann ist Psychologin und beschäftigt sich mit Studien zur Körperwahrnehmung. U.a. auch mit der Gummihand. Warum nehmen wir diese Gummihand als die eigene Hand an? Der Grund ist, dass das Gehirn ständig die Sinneseindrücke verarbeitet, die aus der Umwelt kommen. Treten 2 Sinneseindrücke gleichzeitig auf, werden sie zu einem ganzen Erleben zusammengefügt und in unser Körpergefühl integriert. Wichtig ist auch, dass die Gummihand in anatomisch plausibler Position liegt. Okay. Z.B. nicht hier. Genau, dann wäre der Arm zu lang. In diesem Experiment kann man dafür sorgen, dass sich das Körperschema innerhalb von Sekunden verändert. Und man dann glauben kann, dass so eine Gummihand eigentlich die eigene, echte Hand ist. Die nächste Frage liegt für jeden auf der Hand. Auch wenn man nicht allzu viel Wind um sie machen sollte. Du isst 2.000 bis 3.000 Kalorien jeden Tag. Und produzierst bis zu 2 l Abgase. Aus der Antike wird berichtet, dass Kaiser Claudius pupsen wichtig für die Gesundheit hielt. Auf Festmahlen hielt er seine Gäste dazu an. Er hatte recht. Pupsen gehört zur Verdauung. Schon 10 sek nach dem Runterschlucken macht der Magen aus dem Essen Speisebrei. Der wird in den Dünndarm geleitet, wo die allermeisten Nährstoffe aufgenommen werden. Der Dünndarm ist riesig lang: ausgerollt über 6 m. Plattgedrückt ist er größer als ein Tennisplatz. Wenn er mit seiner Arbeit fertig ist, pumpt er den Brei in den Dickdarm weiter. Hier leben Billionen Bakterien, bekannt auch als Darmflora. Sie machen mehr als 1 kg deines Gewichts aus. Für sie ist die breiige Soße ein Festmahl. Sie verdauen Pflanzenfasern, die kann der Dünndarm nicht aufspalten. Und sie stellen Fettsäuren und Vitamine her. Dabei entstehen auch Gase wie Kohlendioxid, Wasserstoff, Methan und der stinkende Schwefelwasserstoff. Der Dickdarm bläht sich auf. Der festere Darminhalt besteht jetzt aus über 50% toten Bakterien und Zellen deines eigenen Körpers. Die Muskeln in der Darmwand ziehen sich rhythmisch zusammen und machen Druck, um den Inhalt in Richtung Rektum zu befördern. Das zwingt jeden von uns, mindestens 10-mal am Tag zu pupsen. In manchen Situationen etwas peinlich. Ein beliebter Trick: Mach es, wenn du in Bewegung bist. Dagegen braucht die Entsorgung des festen Abfalls mehr Zeit. Am Ende unseres Lebens haben wir schätzungsweise 90 Tage auf der Toilette verbracht. Wer glaubt, das mit den Bakterien im Darm wäre es schon gewesen, wird im nächsten Beitrag noch ein paar andere Tierchen kennenlernen. Als stolzer Besitzer eines menschlichen Körpers denkst du sicher, er gehört dir ganz allein. Sollten dich aber Außerirdische untersuchen, finden sie einen ganzen Zoo von Kleinstlebewesen auf und in dir. Du beherbergst 10-mal mehr Bakterien als Körperzellen. Nach Anzahl der Zellen bist du deshalb zu 90% Mikrobe. Um die 500 verschiedenen Bakterienarten wohnen in deinem Darm. Über 100 in deiner Lunge. Und bis zu 200 in deinem Mund. Krass. Aber wie wir vom Darm gelernt haben: Ohne Bakterien könnten wir nicht leben. Das kann man von Parasiten nicht behaupten. Früher oder später fressen Milben an dir herum. Genau jetzt könnten sie in deinen Haarwurzeln grasen. Mit ihren scharfen Zähnchen raspeln sie die 4 kg Hautzellen ab, die du jedes Jahr verlierst. Erschreckend. Aber immer noch besser als bluthungrige Bettwanzen. Bettwanzen schwärmen nachts aus, wenn du schläfst. Sie spritzen dir Betäubungsmittel unter die Haut, damit du im Reich der Träume bleibst, wenn sie dich mit ihren Stechrüsseln aussaugen. Fies. Aber es geht noch schlimmer. Wie wäre es mit einem Bandwurm? Bandwürmer kommen mit schlecht gekochtem Fleisch in deinen Körper. Wenn einer mal drin ist, heftet er sich in deinem Darm fest. Bis zu 25 Jahre kann er es bei dir aushalten. Er nimmt die eigentlich für dich bestimmten Nährstoffe über seine Haut auf und kann 10 m lang werden. Und, fühlst du dich immer noch allein? Täglich sind wir fiesen Angreifern ausgesetzt. Sie stecken auch hinter der nächsten Frage: Siehst du den Typen mit der verschnupften Nase? Wenn er einmal niest, fliegen 40.000 Tröpfchen bis zu 3 m durch die Luft. So kann er 150 Menschen mit seinem Virus erreichen. Das Schnupfen-Virus braucht dich einfach zum Überleben. Es kann sich nur innerhalb deiner Zellen vermehren. Dein Immunsystem ist ständig auf der Jagd nach solchen Angreifern. Sollte es nachlässig werden, kann das für dich mit einer tödlichen Lungenentzündung enden. Sobald Feindkontakt gemeldet wird, schickt das Immunsystem eine Virusprobe zum nächsten Lymphknoten. Die sind das Basislager deiner Killer-T-Zellen. Als Erstes identifiziert eine dieser Killer-T-Zellen den Angreifer. Und schickt dann eine Armee maßgeschneiderter Immunzellen in Richtung deiner Nase. Diese Spezialeinheiten unterstützen die normalen Immunzellen im Abwehrkampf gegen die Viren. Deine Nase ist zum Schlachtfeld geworden. 1 l Schleim produzierst du jetzt täglich, um die Viren aus deinem Körper zu spülen. Dieser Schnodder macht Kopfschmerzen, und deine Nase juckt und läuft ständig. Der Kampf mit den Schnupfenviren dauert ungefähr 7 Tage. Um die 4 Erkältungen bekommst du jedes Jahr. Für Schnupfenviren sind goldene Zeiten angebrochen. Sie gehören zum Jetset und düsen mit uns um die Welt. Mit jedem Niesen finden sie ein neues Zuhause. Ständig verändern sie ihr Aussehen. Und kommen beim nächsten Besuch neu gestylt wieder vorbei. Ständig neuer Style treibt auch viele Eltern in den Wahnsinn. Sie wundern sich: So um das 8. oder 9. Lebensjahr herum hört der Körper einen Weckruf. Er wird mit Hormonen geflutet, die beeindruckende Umbauten anstoßen. Brüste wachsen. Haare. Und so weiter. Dazu kommen, sagen wir mal, Stimmungsschwankungen. Bis vor Kurzem machte man dafür auch die Hormone verantwortlich. Heute sprechen die Forscher aber das Gehirn schuldig. Lange Zeit dachten sie, das Gehirn sei mit 18 Monaten ausgewachsen. Dann schoben Forscher das jugendliche Gehirn in einen Magnetresonanztomographen. Sie staunten, als sie sahen, wie umfangreich sich die Nervenzellen in der Pubertät neu verdrahten, v.a. im Stirnlappen. Der Stirnlappen ist der Teil des Gehirns, der Entscheidungen trifft und die Gefühle steuert. Was passiert, wenn wir einem jugendlichen und einem erwachsenen Gehirn eine knifflige Frage stellen? Das jugendliche Hirn wird ausgebremst, solange die Renovierungsarbeiten im Gange sind. Das Teenager-Hirn wird ausgebremst, solange die Renovierungsarbeiten im Gange sind. In dieser Phase kann es auch Gesichtsausdrücke nicht gut interpretieren. Zum Glück werden überschüssige Verbindungen gestutzt, bis es erwachsen ist. Hormone sind aber trotzdem im Spiel, wenn es um die Launen von Teenagern geht. Sie bringen weibliche Kurven und männliche Muskeln. Aber auch eine ölige Substanz auf die Haut: Talg. Und das fördert die gefürchtete Akne. Eiterpickel, Pickel mit Schorf, Fisteln, so macht Jungsein keinen Spaß. Genau in dem Alter, in dem sie für das andere Geschlecht attraktiv sein wollen, fangen Jugendliche an, wie Pizza auszusehen. Und wenn sie es doch schaffen, ein Date zu haben, vermasselt ihr verwirrtes Gehirn bestimmt wieder alles. Im Teenageralter wird man oft zum 1. Mal mit dieser schmerzhaften Frage konfrontiert: Durchschnittlich trinken wir rund 10 l reinen Alkohol pro Jahr. Weltweit sind das 1 Billion Biere. Oder 250 Mrd. Flaschen Wein. Oder 100 Mrd. Flaschen Wodka. Um herauszufinden, was Alkohol im Körper anstellt, müssen wir den Film zurückspulen. 90 sek nach dem 1. Schluck erreicht der Alkohol dein Gehirn und bringt die Neurotransmitter durcheinander. Du kommst in Quatschlaune und wirst selbstbewusster. Nach dem 2. Glas fallen deine Hemmungen so richtig. Zurück ins Gehirn. Eine Substanz namens Vasopressin gibt deinen Nieren normalerweise durch, wie viel Wasser sie wieder in dein Blut zurückleiten sollen. Alkohol stoppt den Signalfluss. Jetzt schicken deine Nieren das Wasser fast komplett in Richtung Blase. Du pinkelst jetzt 4-mal mehr, als du trinkst. Nach der Party muss deine ausgetrocknete Leber das Gehirn vom Alkohol entgiften. Dafür besorgt es sich Wasser, auch aus dem Gehirn. Das schrumpft und zieht dabei an den Hirnhäuten, die es am Schädel festhalten. Die Folge: pochende Kopfschmerzen und ein trockener Mund. Die Übelkeit geht auf die Abbauprodukte des Alkohols zurück. Der Kater kann dich 24 h lang begleiten. Genug Zeit, um zu bereuen, was du letzte Nacht getan hast. Aber solche Wehwehchen verblassen vor der ganz großen Frage: Die letzten paar Hunderttausend Jahre war unser Leben gefährlich und kurz. Die natürliche Auslese bevorzugte die Gene, die uns stark machen, nicht die, mit denen wir alt werden. Die Hochzeit unseres Körpers liegt immer noch zwischen 20 und 35. Dann geht es bergab in Richtung Grab. Warum ist das so? Solange du jung und frisch bist, teilen sich deine Zellen 50 Mrd. Mal am Tag. Aber jede Zelle hat eine Art Guthaben und kann sich insgesamt nur etwa 50-mal teilen. Danach geht sie in Rente. Wenn du alterst, sterben mehr Zellen als neue entstehen. Und Zellen im Seniorenalter sind leichte Opfer für Übeltäter. Die schlimmsten sind die freien Radikale. Das sind instabile Sauerstoff-Moleküle. Und die rauben die Elektronen deiner Zellen, um selbst zu überleben. Der Schaden, den sie an deinen Zellen anrichten, kann zu Krebs führen. Freie Radikale sind nicht das einzige Problem. Alte Zellen sind einfach müde. Mit 40 gerät dein Nervensystem schneller aus dem Takt. Du bekommst Sodbrennen und Verstopfung. Mit 60 haben deine Augen abgebaut und lassen 2/3 weniger Licht rein als mit 20. Und mit 85 ist dein Herz nur noch 1/5 so leistungsfähig wie das eines 20-Jährigen. Dein Körper ist mit dir am Ende einer langen Reise angekommen. Die Menschheit aber reist weiter. Deshalb wollten wir wissen: Vor 2 Mio. Jahren fing Homo habilis mit Steinwerkzeugen an. Heute hat Homo sapiens Computerchips. Und bald haben wir unsere Evolution selbst in der Hand. Ein Beispiel. Forscher haben vom Herz einer Ratte alle Muskelzellen entfernt und nur das Gerüst stehen lassen. Dann wurde es wieder mit Herzzellen aus dem Labor besiedelt. Nach 4 Tagen hat dieses neue Herz langsam wieder angefangen zu schlagen. Es blieb schwach, war aber trotzdem ein großer Schritt in Richtung Mensch 2.0. Ebenfalls in Vorbereitung: Augen, Lungen und Gliedmaßen. Diese Technik könnte uns unsterblich machen. Falls wir es schaffen, auch unser Gehirn jung zu halten. Wissenschaftler geben alles, um ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Sollte das gelingen, werden wir nicht nur unsterblich, sondern auch genial. Einem gelähmten Mann wurde bereits ein Computerchip ins Gehirn implantiert. Nur mit seinen Gedanken zappte er sich dann durchs Programm. 2050 sollen wir in der Lage sein, Teile unseres Gedächtnisses auf Computer auszulagern. Was ist erst alles möglich, wenn es gelingt, kreative Gehirne mit leistungsfähigen Computern zu verbinden? Deine Nachfahren könnten also immer noch wie Menschen aussehen, während innendrin alles voller Technik steckt. Untertitel: WDR mediagroup digital GmbH im Auftrag des WDR Copyright WDR 2015